Unser 100-jähriges Jubiläum

Wenn sich nach dem Ersten Weltkrieg 1914/1918 und vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg 1939/1945 eine spürbare Lösung der vorherrschenden Wohnungsnot im Gemeindegebiet des Marktes und im Flosser Land einstellte, dann ist es zweifellos der am 27. Juni 1920 gegründeten Baugenossenschaft „Eigenheim" eG Floß – im Volksmund: Bauverein – in hohem Maße zu danken.

Schon bald nach Ende des Ersten Weltkrieges waren es beherzte und mutige Männer und Familienväter, die aus der Not heraus handelten und eine Wohnbaugenossenschaft als Selbsthilfeeinrichtung ins Leben riefen. Den kinderreichen, bedürftigen und ärmeren Familien ein sicheres Dach über den Kopf, eine bezahlbare Mietwohnung und ein festes Zuhause zu geben, war ihr Bestreben. Unter denkbar schwierigsten Verhältnissen, es war das zweite Jahr nach dem Weltkrieg 1914/1918, gründeten gestandene und mutige Flosser Bürger eine „Baugenossenschaft". Deren satzungsgemäßes Ziel sollte die „Förderung der Mitglieder vorrangig durch eine gute, sichere und sozial verantwortbare Wohnungsversorgung" sein.

Dass diese große Aufgabe ohne langes Zögern schnell umgesetzt wurde, zeigen heute noch bestehende Wohnhäuser mit Mietwohnungen in der Eigenheimsiedlung und im Ortsteil Hardtheim, die zu Beginn der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts errichtet wurden. Ein Segen für all jene Familien, die darauf angewiesen waren, preisgünstige Wohnungen anmieten zu können. Und das konnten sie, zumal die folgende Inflationszeit große Erschwernisse brachte.

Was dabei nicht vergessen werden darf: Schon im Jahre 1911 wurde in Plankenhammer, Gemeinde Gösen, ein „Arbeiterbauverein" gegründet. Er fand größte Unterstützung und Förderung durch Direktion und den Verantwortlichen der damaligen Porzellanfabrik Plankenhammer. Der Bau von 14 Mietwohnungen unterstützte ausschließlich Familien deren Väter in der Porzellanfabrik arbeiteten und ihr tägliches Brot verdienten. Diese Genossenschaft sollte zu Beginn der 70iger Jahre des letzten Jahrhunderts in das Landkreissiedlungswerk Neustadt a. d. Waldnaab integriert werden. Für die Flosser Baugenossenschaft nicht hinnehmbar, zumal der Ortsteil Plankenhammer in der Gemeinde Gösen im Zuge der damals aktiv betriebenen „Gemeindegebietsreform" seit der freiwilligen Eingliederung der Flosser Landgemeinden im Jahre 1972 in den Markt Floß mit eingegliedert wurde. Einmal mehr zeichnete sich weitsichtiges und fortschrittliches Denken und Handeln die Flosser Baugenossenschaft unter Vorstandsvorsitzenden, Bürgermeister Fred Lehner, aus. Plankenhammer gehört zu Floß und nicht zu Neustadt! So die klare und unmissverständliche Aussage der Verantwortlichen im Bauverein. Die Fusionierung der Wohnbaugenossenschaft „Arbeiterbauverein Plankenhammer" mit der Baugenossenschaft „Eigenheim" eG Floß erfolgte im Jahre l976, war schließlich nur noch Formsache. Freundschaftliche Beziehungen und jederzeit gegenseitiges Einvernehmen mit den Flossern waren Grundvoraussetzungen, dass sich Vorstand und Aufsichtsrat der Genossenschaft in Plankenhammer einstimmig dafür aussprachen.

Nur noch Zeitzeugen wissen es und können davon berichten, was die Zeit nach Ende des schrecklichen Zweiten Weltkrieges 1945 für Not und Elend mit sich brachte. Darunter auch der nicht mehr enden wollende Flüchtlingsstrom Deutscher, die aus den Nachbarländern Tschechien (Böhmen) und Polen (Schlesien) ihre feste und angestammte Heimat hatten. Dazu kamen Evakuierungen aus Hamburg und dem norddeutschen Raum. Der Markt Floß, nahe an der tschechischen Grenze gelegen, hatte einen ungeahnten Zustrom von Flüchtlingen und Vertriebenen. Schließlich registrierte der Markt Floß – ohne dem Flosser Land – über 550 Heimatvertriebene. Die Notlage auf dem Wohnungsmarkt konnte unter anderem zunächst nur dadurch bewältigt werden, dass die so hart betroffenen Familien in ehemalige RAD-Baracken in der Neustädter Straße (heute TV-Sportgelände) und in Wehrmachtsbaracken des ehemaligen Lagers in Grafenreuth (Flosser Land) untergebracht wurden. Zwangseinweisungen von Flüchtlingen und Vertriebenen in Privathäusern und Wohnungen waren an der Tagesordnung. Ein schreckliche und heute unvorstellbare Zeit! Wieder war die Baugenossenschaft „Eigenheim" gefordert. Und sie handelte. Unter dem damaligen Vorstandsvorsitzenden Hans Röckl entstanden mit ausdrücklicher und aktiver Unterstützung und Förderung des Marktes Floß unter Bürgermeister Josef Lehner die ersten sozialen Wohnbaumaßnahmen in der Schönbrunner Straße (früherer Schießplatz der Königlich privilegierten Schützengesellschaft 1834 Floß, doch gemeindlicher Grund und Boden!) am „Angergarten" (heute Flossenbürger Straße 24), im Blendersmühlweg und im Ortsteil Hardtheim. Ein Segen für die betroffenen Familien, die eine feste Bleibe, ein festes Zuhause fanden. Mit der Fertigstellung der letzten 18 Mietwohnungen im Blendersmühlweg kam die Genossenschaft ohne eigenes Verschulden in eine finanzielle, sehr prekäre Lage. Ernsthaft wurde eine Liquidierung der Genossenschaft und Fusionierung mit dem Landkreissiedlungswerk Neustadt WN betrieben.

Das Blatt wendete sich mit der Wahl des damals 28-jährigen Verwaltungssekretärs Fred Lehner. Er war 1960 bereit, die Geschicke des Bauvereins, dem er schon 1956 als Mitglied des Aufsichtsrates angehörte, als Vorstandsvorsitzender in die Hand zu nehmen. Ein Glückgriff, denn die Amtstätigkeit von Fred Lehner als Vorstandsvorsitzender dauerte von 1960 bis 2012, also 52 Jahre. Ein Neuanfang, der heute noch seine Früchte trägt. Fred Lehner, er ist seit 66 Jahren das älteste Genossenschaftsmitglied, hat den Stab der Genossenschaft im Jahre 2012 in die Hand von Marika Mauerer übergeben, ist aber heute noch als Berater aktiv in die Genossenschaftsarbeit fest eingebunden.

Was sich von 1966 bis 1970 im Rahmen des sozialen Wohnungsbaues im Markt Floß entwickelte, hat sich bis heute nicht wiederholt, fand selbst im Landkreis NEW und in der Region Beachtung und ist beispielhaft. Immerhin entstanden erstmals in Floß 28 Eigentumswohnungen, sieben Kaufeigenheime und 10 Mietwohnungen im wohl schönsten Baugebiet des Marktes Floß, dem „Puppberg". Dass in den Folgejahren noch zwölf neue Mietwohnungen in der Schönbrunner Straße und schließlich im Jahre 2016 acht barrierefreie Wohnungen im Ortsteil Hardtheim entstanden, kann nicht vergessen werden.

Die Ankurbelung der sozialen Wohnungswirtschaft im Markt, die Schaffung bezahlbarer Mietwohnungen (die Baugenossenschaft ist heute noch der Gradmesser für die Mietpreise im Markt) und damals die aktive Hilfe für Wohnungssuchende, ob es alleinstehende oder ältere Menschen sind, ob es um junge Familien oder um behinderte Menschen geht, sie alle hat der Flosser Bauverein als größter Hauseigentümer mit seinen 38 Anwesen und Vermieter von über 120 Mietwohnungen unter die Arme gegriffen und geholfen. Der Markt Floß wäre ärmer, gäbe es heute dieses soziale Wohnungsunternehmen nicht. Wer mit offenen Augen durch den Markt geht, der kann die Wohnhäuser und die darin bestehenden kostengünstigen Mietwohnungen in der Eigenheimsiedlung, dem Angergarten, im Blendermühlweg, in den Ortsteilen Hardtheim und Plankenhammer und das schönste Wohnbaugebiet im Markt, dem „Puppberg" nicht übersehen.

Die Baugenossenschaft „Eigenheim" geht weiter ihren zielgerichteten, sozialen Weg und ist damit weiter auf Erfolgskurs in der außergewöhnlich aktiven Förderung der Wohnungswirtschaft im Markt. Der Leitspruch „Arbeiten und wohnen in Floß muss sich lohnen" steht allem Handeln voran. Der Neubau von acht barrierefreien preisgünstigen Mietwohnungen im Ortsteil Hardtheim im Jahre 2016 stellt dies einmal mehr unter Beweis.

Dass sämtliche Altbauwohnungen durch den Einbau zentraler Heizungsanlagen und den jährlichen Instandsetzungsaufwand der Wohnstandart erheblich verbessert wurde, zeichnet die Genossenschaft besonders aus.

Auf dieser Schiene fährt die Genossenschaft weiter und handelt danach. Die Verantwortlichen der Baugenossenschaft Floß bleiben nicht stehen, wissen um die Zeichen der Zeit und sehen auch darin ihre satzungsgemäßen Verpflichtungen. Ihre zielgerichtete Arbeit wird Jahr für Jahr durch den gesetzliche Prüfungsverband in München bestärkt.

Der Verband bestätigt der Genossenschaft eine gesicherte Liquidität und eine jederzeit handlungsfähige Genossenschaftsarbeit.

Das Jubiläumsjahr 2020 bedeutet für alle Verantwortlichen der Genossenschaft eine besondere Herausforderung. Dieser weiter gerecht zu werden, sehen sie als Verpflichtung ihrer Aufgabe an.

Schon im letzten Jahr gab es erste ernsthafte Verhandlungen mit der Regierung der Oberpfalz. Es ging um die weitere Aktivierung des sozialen Wohnungsbaues. Ein vorhandenes, baureifes Genossenschaftsgrundstück im Ortsteil Plankenhammer und ein spürbares Interesse Wohnungssuchender im Markt Floß waren Anstoß und Grund genug zum Handeln. Dort, wo früher Klein- und Gemüsegärten angepflanzt wurden und später Fertiggaragen aufgestellt waren, soll ein neues Wohnbauprojekt mit geplanten zehn barrierefreien Mietwohnungen, Freianlagen, Nebengebäude und 16 Stellplätze entstehen.

Vorstand und Aufsichtsrat gaben bereits „grünes Licht" für die Fortsetzung begonnener Verhandlungen. Das Landratsamt Neustadt a. d. Waldnaab genehmigte vorweg eine Bauvoranfrage. In Kürze kann das Startsignal für ein beispielhaftes soziales Wohnbauprojekt gegeben werden.

In ersten Gesprächen mit dem beauftragten Architekturbüro SHL aus Weiden wurden bereits feste Termine eingeplant. Es sollen in Reihenhäusern zehn barrierefreie Mietwohnungen für ein bis fünf Personenhaushalte gebaut und damit den Bedürfnissen Wohnungssuchender gerecht werden.

Die letzten Verhandlungen mit Vertretern der Regierung der Oberpfalz in Regensburg sicherten die Finanzierung von 2 100 000 Euro Baukosten.

Der Gründungstag der Genossenschaft, es war am 27. Juni 1920, soll einen neuen Markstein in der 100-jährigen Geschichte des Bauvereins setzen, u. a. durch den symbolischen Spatenstich am 27.06.2020 für das Neubauprojekt "Plankenhammer-Floßleite